Ein außergewöhnliches Bildungsprojekt, das Geschichte spürbar macht und zeigt, wie kraftvoll Lernen sein kann, wenn Empathie, Kreativität und historisches und politisches Wissen zusammenkommen.
„Wurzeln im Wind“ – Ein Workshop von Ephra, der Geschichte lebendig macht
Die Klasse 7a des Beethoven-Gymnasiums erlebte im Exilmuseum Berlin einen außergewöhnlichen Lerntag, der Politik- und Geschichtsunterricht einmal auf ganz andere Weise erfahrbar machte.
Durch die besondere Atmosphäre des Exilmuseums, die künstlerisch-pädagogische Begleitung von Ephra (Leitung Rebecca Raue) und ihrem tollen Team und die intensive, kreative Arbeit mit historischen Biografien erhielten die Schülerinnen und Schüler die seltene Möglichkeit, sich mit dem Thema Exil vertieft, empathisch und mit viel Zeit auseinanderzusetzen. Begleitet wurden sie dabei von Frau Sernetz und Herrn Elsen, sowie Philipp Sukstorf, dem Leiter Bildung und Vermittlung des Exilmuseums.
Ein Tag voller Eindrücke, Erkenntnisse und Empathie
Wie fühlt es sich an, aufzubrechen, ohne zu wissen, ob man jemals zurückkehren kann? Welche Erfahrungen machen Menschen, die von heute auf morgen alles verlieren – ihre Sprache, ihr Zuhause, ihre Freunde?
Diesen zentralen Fragen widmete sich die 7a im Rahmen des Workshops „Wurzeln im Wind“, der von Ephra gemeinsam mit dem Exilmuseum entwickelt wurde. Dabei ging es nicht darum, Geschichte abstrakt zu lernen, sondern sie durch die Lebensgeschichten einzelner Menschen spürbar zu machen.
Die Schülerinnen und Schüler arbeiteten mit den Biografien von:
Edzard Reuter, Sohn des späteren Regierenden Bürgermeisters Ernst Reuter, der als Kind ins Exil fliehen musste,
Judith Kerr, deren berühmter Roman „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ auf ihrer eigenen Fluchtgeschichte basiert.
Carl Meffert, war ein antifaschistischer Künstler. Seine scharfen politischen Karikaturen richteten sich früh gegen Nationalsozialismus und soziale Ungerechtigkeit. Nach 1933 war er in Deutschland massiv bedroht; Verfolgung und Berufsverbot machten ein Bleiben unmöglich.
An drei Stationen – AUFBRECHEN, UNTERWEGS SEIN, ANKOMMEN / HEIMAT FINDEN – erschlossen die Kinder die Lebenssituationen dieser Menschen und näherten sich den Themen Angst, Orientierungslosigkeit, Hoffnung, Mut und Neubeginn über kreative Zugänge: Schreiben, Zeichnen, Collage, Hörszenen und kleine Spielszenen.
Geschichte und Gegenwart im Dialog
Besonders eindrucksvoll war, wie selbstverständlich die Schülerinnen und Schüler der 7a Parallelen zur Gegenwart zogen. Viele entwickelten ein tiefes Verständnis dafür, dass Flucht und Entwurzelung keine historischen Randerscheinungen sind, sondern Erfahrungen, die auch heute viele Menschen betreffen.
„Ich wusste vorher nicht, wie schwer es wirklich ist, alles zurücklassen zu müssen. Jetzt verstehe ich das ganz anders.“
Ein Schüler formulierte am Ende
„Ich habe heute in wenigen Stunden so viel gelernt – über Mut, Angst und Hoffnung. Das werde ich nicht vergessen.“
Und eine Schülerin sagte:
Ein besonderes Format der historischen Bildung im Exil-Museum.
Ephra arbeitet seit vielen Jahren an der Schnittstelle von Kunst, pädagogischer Vermittlung und historischer Bildung. Ziel ist es, Kindern Räume zu eröffnen, in denen sie sich mit Geschichte verbunden, human, mitfühlend und zugleich reflektiert auseinandersetzen können.
Dies gelang an diesem Tag in beeindruckender Weise: Die Klasse 7a erlebte einen Lernort, an dem Geschichte nicht nur erklärt, sondern erlebt wurde – auf eine Weise, die nachhaltig wirken wird.
Wir bedanken uns herzlich bei:
Philipp Sukstorf, Leiter Bildung & Vermittlung im Exilmuseum Berlin,
Rebecca Raue und dem großartigen Team von Ephra und
der gesamten Klasse 7a, die mit Offenheit, Kreativität und Einfühlungsvermögen diesen besonderen Lerntag mitgestaltet hat.
Dieser Workshop hat eindrucksvoll gezeigt, wie wertvoll Lernorte außerhalb der Schule sein können – Orte, an denen Geschichte lebendig wird und junge Menschen dazu anregt, Verantwortung, Empathie und historisches Bewusstsein weiterzuentwickeln. Wir freuen uns sehr auf weitere gemeinsame Projekte mit Ephra und dem Exilmuseum Berlin.