„Mama, darf ich bitte am Sauzay-Austausch teilnehmen?“ fragte unsere Tochter Anfang der 9. Klasse. Klar! Eine großartige Idee – drei Monate geht das Kind zu einer Gastfamilie nach Frankreich und anschließend kommt der Austauschpartner für die gleiche Zeit in die eigene Familie. Ein schöner Gedanke – aber wie organisiert man das? Frau Meger gab uns viele hilfreiche Tipps und wies uns außerdem auf die Internetseite des Deutsch-französischen Jugendwerkes (www.dfjw.org/brigitte-sauzay-programm) hin, auf der man alle Informationen rund um das Programm findet. Und dort erfährt man auch, wie man einen Austauschpartner findet: es gibt eine Anzeigenplattform, auf der man entweder selbst eine Suchanfrage hinterlegen oder aber auf bereits vorhandene antworten kann. Gesagt getan, schnell war ein Kontakt geknüpft. Und wir hatten Glück, gleich der erste war auch ein Volltreffer. Nachdem die Kinder sich untereinander verständigt hatten, haben wir das Gespräch auf Elternebene fortgesetzt und nachdem wir auch hier alles geklärt hatten, mussten nur noch die offiziellen Dinge erledigt werden. Aber auch das ging gut und problemlos, da man alle wichtigen Informationen und Formulare über die Internet-Seite des DFJW bekommt. Und dann hieß es auch schon Abreisen für unsere Tochter. Ein wenig mulmig wurde uns dann doch, ob das denn alles so funktionieren würde. Glücklicherweise hatte ich das freundliche Angebot der Gastfamilie, für zwei Tage mitzukommen, damit man sich ein wenig kennenlernen kann. Das war ein tolles Angebot und hat uns allen den Abschied erleichtert.
Ja, und dann ging es los: anfangs bekamen wir täglich Rückmeldung von Katharina, dann nur noch zwei bis dreimal die Woche und dann mussten irgendwann wir anrufen, um auf dem Laufenden zu bleiben. Für Heimweh war gar keine Zeit, so gut wurde sie beschäftigt, aufgefangen, mitgenommen. Und als dann die Wahl getroffen werden musste, Weihnachten zu Hause oder in Frankreich zu feiern, entschied sich unsere Tochter doch tatsächlich für Frankreich!
Nach 12 Wochen haben wir dann ein sichtlich an Selbstbewusstsein gewachsenes Kind wieder in Empfang genommen. Zu Recht war sie stolz darauf, die Zeit gemeistert zu haben und bis heute verbucht sie diese Zeit für sich als Erfolg – nicht nur was das Französische angeht.
Zwei Monate später kam dann die Austauschpartnerin, Cassandre, zu uns und hat sich schnell und begeistert in unser Leben eingegliedert. Begierig, möglichst viel Deutsch zu lernen und neugierig auf Berlin und Deutschland war sie ein angenehmer Gast und bald ein richtiges Familienmitglied. Wir alle haben die Zeit mit ihr als Bereicherung empfunden und waren traurig, als sie wieder fahren musste. Glücklicherweise ist der Kontakt geblieben, so dass zwischen den Mädchen weiterhin reger Kontakt herrscht und sie sich regelmäßig gegenseitig besuchen. Darüber hinaus hatten wir das Glück, dass der Kontakt sich auch auf die ganze Familie ausgedehnt hat.
Wir haben den Austausch als rundum positiv empfunden und können nur jedem empfehlen, diese Chance wahrzunehmen. Bei uns jedenfalls führte es dazu, dass unser anfangs sehr skeptischer Sohn ein Jahr später ebenfalls mit Sauzay nach Frankreich gegangen ist und er mindestens genauso gute Erfahrungen gemacht hat.