Eine weiße Wand. Viele weiße Plastiken. Metaphern für Ungerechtigkeit, falsche Ideale und Ängste. Doch die weiße Wand ist erst unser Ausgangspunkt. All diese Dinge, die uns falsch und verwerflich erscheinen, werden wir jetzt zerstören.
Wir werfen Farbe an die weiße Wand. Rot, Blau, Grün, Lila. Sie läuft langsam herunter und hinterlässt ein Bild der Zerstörung. Erst durch diese Zerstörung verleihen wir unserer Wut und Aggression Ausdruck. Erst durch diese Zerstörung wird unsere Wand zu einem Kunstwerk.
Inspiriert ist unser Projekt von Niki de Saint Phalles Schießbildern. Niki de Saint Phalle war eine französische Künstlerin, die in ihrer Kindheit Missbrauch erfahren hat und die Kunst als Erlösung für ihren Schmerz und ihren Zorn sah. In ihrer Lebenszeit fertigte sie unter anderem sogenannte „Schießbilder“ an – weiße Wände mit Skulpturen, in die sie Ballons mit Farbe einarbeitete. Und dann schoss sie.
Niki de Saint Phalle stellte Plastiken her, die symbolisch für die Dinge standen, die sie verabscheute. So übte sie auch eine Form der Gesellschaftskritik aus.
Auch wir haben viele Dinge zu kritisieren. Dinge, die uns traurig, wütend und sprachlos machen.
In der Zeit von drei Doppelstunden erarbeiteten wir unser Projekt. Es fanden sich Gruppen, man einigte sich auf Themen und sammelte Ideen. Dann erstellten wir Plastiken mithilfe von Draht und Pappmache oder wir benutzten Gips, um Masken anzufertigen. Einige Gruppen brachten Objekte wie Barbiepuppen oder Joghurtbecher mit und bemalten sie mit weißer Farbe. Dabei entstanden viele verschiedene Plastiken, die wir nun alle an einem großen weißen Brett befestigten. Die Themen reichen von Schönheitsidealen und dem Frauenbild über Waffen, Diktatur und Donald Trump bis hin zu Umweltverschmutzung und Massentierhaltung. Nun mischten wir wässrige Farben an, die wir in Wasserpistolen, Flaschen oder Becher füllten. Wir sammelten uns in unserer letzten Doppelstunde auf dem Rasen hinter der Turnhalle und stellten die Wand auf. Jede Gruppe hatte etwas zu ihrem Kunstwerk zu sagen und warf dann schließlich Farbe darauf. Nach und nach entstand unser Schießbild.
Als Gegenstück zu unserer Wand, die alle negativen Dinge darstellt, hat eine Schülerin allein an einer Leinwand gearbeitet, die die positiven Aspekte veranschaulichen soll. Auf diesem Bild findet man Frieden, Natur, Gleichgewicht und Liebe. Es ist im Gegensatz zur weißen Wand hier auf schwarzem Hintergrund gearbeitet worden.
Anna & Nele (10c)