Unsere Feier 75 Jahre Grundgesetz und Rechtsstaat in Deutschland
Verfassungspatriotismus einer offenen Gesellschaft – statt Nationalismus
Feier des Beethoven-Gymnasiums Berlin am 22.05.2024
Da das Beethoven-Gymnasium am eigentlichen Tag des Inkrafttretens des deutschen Grundgesetzes vor 75 Jahren (am 8. Mai 1949) aufgrund der Abiturprüfungen keine Feierlichkeiten durchführen konnte, fand die Veranstaltung am Tag zuvor statt.
Die vierte Unterrichtsstunde endete an diesem Tag bereits um 11.20 Uhr. In diesem Rahmen wurde eine Ansage von Bundeskanzler Olaf Scholz über die Lautsprecher in alle Klassen und Kurse übertragen. Der Kanzler hatte extra für unsere Veranstaltung eine kurze Sprachnachricht gesendet, um die Bedeutung unserer Idee und der Feier zu unterstreichen.
Zudem war das Team des Bundeskanzleramts vor Ort und dokumentierte das Geschehen, welches später über deren Kanäle verbreitet wurde und viral ging, sodass es fast eine Viertelmillion Aufrufe erhielt. Link: https://www.instagram.com/bundesregierung/reel/C7UFAusp9WF/
In der Ansage hob der Kanzler die fundamentale Bedeutung des Rechtsstaates hervor, der in einer Demokratie das Primat des Rechts über die Politik gewährleistet. Diese Botschaft war eine gelungene Überraschung für die Schulgemeinschaft und unterstrich die hohe Relevanz des Anlasses.
Im Anschluss versammelten sich alle SchülerInnen und Lehrkräfte auf dem Schulhof. Selbstverständlich freiwillig. Dort folgte eine bewegende Veranstaltung: Drei SchülerInnen hielten kurze Reden zu einzelnen Grundrechten und deren Bedeutung in ihrem Leben (Freiheits- und Gleichheitsrechte).
Der Fachbereich Musik gestaltete die musikalische Untermalung mit der deutschen und europäischen Hymne. Großen Dank an dieser Stelle an Frau Ehmsen (FBL Musik) und Herrn Bährens und ihre SchülerInnen.
Die Veranstaltung dauerte etwa 20-30 Minuten und schloss die gesamte Schulgemeinschaft ein.
Beim Verlassen des Schulhofs erhielt jede/r SchülerIn ein Exemplar des Grundgesetzes, bereitgestellt von der Bundeszentrale für politische Bildung (BpB), sowie eine EU-Flagge. Besonders im Hinblick auf die anstehende Europawahl und die zentrale Bedeutung der EU (siehe Präambel des Grundgesetzes) war dies ein symbolischer Akt.
Nach der Feier blieb noch Zeit für Gespräche, Diskussionen und gemeinsames Beisammensein – genau das, was eine pluralistische und liberale Demokratie auszeichnet. Dabei wurden auch kritische Themen angesprochen, etwa die Punkte, in denen unser Rechtsstaat noch Verbesserungsbedarf hat, sowie Bedrohungen unserer Werte und Grundrechte durch antidemokratische Kräfte im In- und Ausland.
Warum feiern und singen wir?
Vor 75 Jahren wurde das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland verabschiedet. Mit der Wiedervereinigung wurde das Grundgesetz dann zur gesamtdeutschen Verfassung. Es bildet das Fundament unserer demokratisch verfassten Gesellschaft und garantiert jedem Einzelnen die Freiheit, sich zu entfalten und im Rahmen der Gesetze über sein Leben zu bestimmen. Natürlich ist nicht alles perfekt und vollständig umgesetzt, aber auf diese Errungenschaft können wir stolz und gleichzeitig dankbar sein.
Deshalb luden wir die gesamte Schulgemeinschaft ein, auf den Schulhof zu kommen und gemeinsam mit unserem Schulorchester 75 Jahre Grundgesetz zu feiern. Wir alle hatten dort die Freiheit, sowohl die Nationalhymne als auch die europäische Hymne, „Ode an die Freude“ von Ludwig van Beethoven, zu singen.
Unsere Nationalhymne ist heute kein Ausdruck nationalistischer Überheblichkeit mehr, sondern steht für demokratische Werte und unsere Verfassung. Alle, die wollten, sangen die dritte Strophe, die von „Einigkeit und Recht und Freiheit“ spricht.
Diese Hymne ist heute ein klares Bekenntnis zu unserem Grundgesetz und unseren Werten. Ebenso verpflichtet uns das Grundgesetz zu einem klaren Bekenntnis zu Europa. Gerade nach den schrecklichen Erfahrungen nationalistischer Kriege, die bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs wüteten, ist die Einbindung Deutschlands in die Europäische Union ein Garant für Frieden und Wohlstand aller Völker Europas.
Großen Dank an alle beteiligten SchülerInnen und Lehrkräfte und ihr großes Engagement.
Phil Elsen Fachbereichsleiter Gesellschaftswissenschaften