Geschichte
Eine kritische Aneignung deutscher, europäischer und außereuropäischer Geschichte ist notwendig, um sich seiner Identität bewusst zu werden, einer Identität, in der das Individuum als Teil der Menschheit und ihrer Geschichte begriffen wird.
In seiner Antrittsvorlesung „Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte?" erklärte Friedrich Schiller im Jena des Jahres der französischen Revolution seinen Schülern: „Alle noch so verschiedenen Bahnen Ihrer künftigen Bestimmung verknüpfen sich irgendwo mit [der Geschichte]; aber eine Bestimmung teilen Sie alle auf gleiche Weise miteinander, diejenige, welche Sie auf die Welt mitbrachten - sich als Menschen auszubilden (...)".
In diesem Sinne verstehen wir unseren Geschichtsunterricht: Dem Einzelnen zu ermöglichen, sich als Menschen auszubilden, indem er ausprobiert, sich selbst in der Geschichte der Menschheit zu verorten und entsprechend verantwortlich zu handeln: „Das Beste, was wir von der Geschichte haben, ist der Enthusiasmus, den Sie erregt" (Johann Wolfgang Goethe).
Daher soll unser Unterricht die Vergangenheit immer auf die Gegenwart und die Zukunft hin ausrichten und auf diese Weise einen Beitrag zur Bildung eines informierten, kritischen und verantwortlich handelnden Menschen leisten, der historische und politische Sachverhalte am Demokratie- und Freiheitspostulat des Grundgesetzes misst und sozial verantwortlich im Sinne des Eintretens für Frieden und Menschenwürde handelt.
Im Leitbild, das sich die Beethovenschule gegeben hat, heißt es dazu ganz konkret:
„Wir wollen über die Kenntnis- und Reflexionsebene hinaus unsere Schülerinnen und Schüler befähigen, aktiv am politischen Leben teilzunehmen und schließen dabei die eigene Schule als Handlungsfeld nicht aus. Wenn Schule ein Haus für junge Menschen sein soll, wozu wir uns ausdrücklich bekennen, dann kann dort nicht nur mit dem Kopf gelernt werden, dann muss es auch Handlungen und Aktionen geben. Auf der gesellschaftlichen Ebene fühlen wir uns insbesondere verpflichtet, der Ausländerfeindlichkeit in unserem Land offensiv zu begegnen, indem wir in anderen Kulturen das Bereichernde, nicht das Trennende sehen, indem wir neugierig sind und uns nicht abschotten. Wo Ausländerfeindlichkeit herrscht, sind Nazis jeglicher Spielart nicht weit. Wir betrachten es als ausdrückliche Aufgabe, nationalsozialistischen und rechtsextremen Erscheinungen und Tendenzen in unserer Gesellschaft aktiv entgegenzuwirken. Basis dafür ist ein kritischer Umgang mit diesem Teil unserer Geschichte, ohne sie andererseits darauf zu reduzieren. Wir treten jeglichen intoleranten und extremen politischen und religiösen Erscheinungen und Tendenzen entgegen."
In diesem Sinne verstehen wir die gemeinsame Arbeit von SchülerInnen und LehrerInnen im Geschichtsunterricht der Beethovenschule als Beitrag für eine aufgeklärte und tolerante Gesellschaft.
(Pe)
Geschichte in die Schule!
Ein besonderes Anliegen der Fächer Geschichte und Sozialkunde ist, den Schülerinnen und Schülern Zugang zu Zeitzeugen zu verschaffen, um eine Auseinandersetzung mit deren Erfahrungen zu ermöglichen. Dabei knüpfen wir an bereits vorhandene Kontakte und Veranstaltungen an, die in den letzten Jahren mit großem Erfolg in der Schule stattgefunden haben, und befinden uns in der Planung, diese Form des Kennenlernens von Geschichte zu etablieren bzw. auszubauen. Hier ist beispielsweise das Gespräch mit Überlebenden des KZ-Außenlagers Lichterfelde mit den 9. Klassen zum 8. Mai 2011 zu nennen.
Anknüpfend an die Erzählerfahrungen im Elternhaus sollen Geschichte und Politik authentisch, unmittelbar, auf den Menschen bezogen erfahrbar, aber auch kritischer Betrachtung unterzogen werden. In diesem Zusammenhang wird die SEK II mit der Methode „Oral History“ bekannt gemacht und die Möglichkeit zur Anwendung erhalten. Neben dem bisherigen Schwerpunkt „Erfahrungen mit dem Nationalsozialismus und Verfolgung“ sollen weitere Themenkomplexe, wie z. B. „Flucht und Vertreibung“, „Die Berliner Mauer“, „Leben in der DDR“ oder „Die Studentenbewegung 1968“ erschlossen werden.
(Ni)